Vom Hinterhof zum Kabarett


VOM HINTERHOF ZUM KABARETT

Berliner Volkssängerinnen

Gabriele Berlin

1. Zum Begriff „Berliner Volkssängerin“ und zur Quellenlage

Als Volkssänger/innen wurden die humoristischen Volkskünstler/innen bezeichnet, die seit etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg in den Gartenlokalen der Arbeiterbezirke und der Vororte vieler Großstädte auftraten. Sie trugen mundartliche Couplets (Strophenlieder) vor, deren Texte sich vor allem auf lokale Themen bezogen. Nur wenige Volkssänger/innen erlangten auch eine überregionale Bedeutung, wie etwa Karl Valentin und Liesl Karlstadt.

Auch in den Vororten Berlins entstanden seit Beginn des 19. Jahrhunderts immer mehr Ausflugslokale, in denen die während der Industrialisierung rasant wachsende Bevölkerung Erholung von ihrem tristen Alltag in den Fabriken und den engen Mietskasernenvierteln suchte. Zunächst gab es dort zur Unterhaltung nur Tanzveranstaltungen mit Ziehharmonika- oder Leierkastenbegleitung. Dazu kamen bald Konzerte von Militärkapellen, mit einem breiten Repertoire von Märschen und Operettenmelodien bis zu klassischen Instrumentalstücken. Seit der Lockerung der Vergabe von Theaterkonzessionen im Revolutionsjahr 1848 wurden auch Volksstücke aufgeführt, insbesondere Berliner Possen. Doch der eigentliche Aufschwung kam erst 1869 mit der allgemeinen Gewerbefreiheit. Nun wurde abends ein umfangreiches Spezialitäten-Theater geboten, eine frühe Form des Varietés, wo neben Artisten und Komikern auch Sängerinnen auftraten, die auf den Programmzetteln als Soubretten, Kostüm-Soubretten, Chansonetten und Vortragskünstlerinnen angekündigt wurden.

Der Begriff Volkssänger/in taucht auf den Programmzetteln nicht auf, obwohl einige der Künstler/innen sicher der oben genannten Definition entsprechen. Auch in den bisher gesichteten Akten zur Vergabe von Künstlerscheinen, der spärlichen Literatur zur volkstümlichen Musik Berlins und den wenigen überlieferten Augenzeugenberichten und wird der Begriff nicht erwähnt.1) Daraus ließe sich schließen, dass er in Berlin kaum gebräuchlich war. Aber ein als Berliner Volkssänger bezeichneter Künstler ist die Titelfigur des 1931 veröffentlichten Romans Käsebier erobert den Kurfürstendamm, der den Berliner Presse- und Kulturbetrieb der späten Weimarer Republik porträtiert.2) Käsebier wird dort außerdem als Chansonsänger eines Volkskabaretts bezeichnet, das in der Hasenheide auftritt. Die Hasenheide – heute ein Volkspark im Stadtbezirk Neukölln – war damals die größte Vergnügungsmeile der ärmeren gesellschaftlichen Schichten Berlins. Auf dem Gelände des bis 1920 noch außerhalb der Stadt gelegenen, ehemaligen kurfürstlichen Hasengeheges hatten sich zahlreiche Gastwirtschaften angesiedelt, die über Gartenlokale und über Saalbauten für den Winterbetrieb verfügten.

In der zeitgenössischen bürgerlichen Kritik wurde eher herablassend über die Sommerbühnen berichtet. So schrieb der Theaterkritiker Paul Linsemann 1897: „Ein unförmiger dicker Komiker trägt asthmatisch seine witzlosen Couplets vor […] dann eine Soubrette, die keine Bewegung und keine Stimme hat und durch einige Zoten diese Mankos wieder gut zu machen trachtet, worüber der frenetische Beifall der vor Wonne schmatzenden Banausen jubelnd quittiert.“3) Diese Haltung trug dazu bei, dass die volkstümliche Berliner Musik kaum dokumentiert wurde und bis heute selten Gegenstand musikwissenschaftlicher Untersuchungen ist. Dennoch haben einige außergewöhnliche Frauen, die als Berliner Volkssängerin bezeichnet werden können, Spuren hinterlassen. Drei davon werden im Folgenden vorgestellt.

2. Berliner Volkssängerinnen und Berliner Originale

2.1. In den Hinterhöfen

Im weiteren Sinn ließe sich bereits die 1829 in Potsdam geborene Harfenistin Luise Schulz als Volkssängerin betrachten. Sie kam blind zur Welt und erlangte erst durch eine Operation etwas Sehkraft. Schon als Kind musste sie den Lebensunterhalt für sich und ihre Eltern durch Singen verdienen. Ein Offizier wurde auf ihre gute Stimme aufmerksam und förderte sie durch Gesangsunterricht. Nach dem Tod der Eltern heiratete sie den Puppenspieler Emil Nordmann und trat mit ihm in einem Wandertheater auf.

Als der Mann und ihre beiden Kinder 1871 an Tuberkulose starben, zog Luise Nordmann nach Schöneberg, das damals noch ein Vorort Berlins war. Seitdem sang sie in den Berliner Hinterhöfen, wo sie bald unter dem Namen Harfenjule bekannt wurde. Zu ihrem Repertoire sollen Volkslieder, Küchenlieder und Salonstücke gehört haben. Erst in den letzten Lebensjahren erhielt sie eine bescheidene Unterstützung von der Armenkommission.

Abbildung 1: Harfenjule

Die Harfenjule gilt als Berliner Original. Heinrich Zille zeichnete sie und Klabund widmete ihr einen Gedichtband. Als sie 1911 im Alter von 82 Jahren starb, wurde sie auf einem Prominentenfriedhof in Lichterfelde beerdigt. Weil das Grab im 2. Weltkrieg zerstört wurde, setzte ihr 1969 eine Privatinitiative einen Gedenkstein.4)

2.2. Auf den Sommerbühnen

Eine Volkssängerin im üblichen Sinn war Margarete Wiedecke. Es wird vermutet, dass sie 1874 in Berlin geboren wurde. Über ihr Privatleben ist heute nichts mehr bekannt. Sie trat in verschiedenen Volkstheatern und Gartenlokalen der Stadt und der Vororte auf. Den Bühnenjahrbüchern lässt sich entnehmen, dass sie Engagements am Deutsch-Amerikanischen Theater (1905), am Bernhard-Rose-Theater (1907) und am Komödienhaus (1911) hatte.5) Ab 1922 verlieren sich ihre Spuren. Es ist lediglich bekannt, dass sie 1940 starb.

Margarete Wiedecke stand in der Tradition der Altberliner Possen und ihrer Couplets. Zu ihrem Repertoire gehörten aber auch Berliner Tanz-, Trink- und Marschlieder sowie Operettenschlager von Paul Lincke, Victor Hollaender, Walter Kollo, Rudolf Nelson und anderen Komponisten, die den Liedtyp der Unterhaltungsmusik der Zeit prägten. Sie sang Texte von Harry Senger, Julius Freund, Wilhelm Lindemann, Harry Waldau und weiteren zu der Zeit beliebten Autoren, schrieb aber auch viele Lieder selbst. Die Themen stammen aus dem Lebens- und Liebesalltag ihres Publikums – wie bei den Liedern Erntefest in der Laubenkolonie, Komm mit ins Affenhaus, Mein Otto hat ’ne Flöte – oder beziehen sich auf tagespolitische Ereignisse – wie Der 9 Uhr Ladenschluss, Der Hauptmann von Köpenick, Der Nackttanzprozess, Börsen-Duett und Arbeitslosendemonstration.

Margarete Wiedecke gehörte zu den bekanntesten und markantesten Persönlichkeiten des humoristischen Genres in Berlin und zu den ersten Sängerinnen, deren Lieder auf Schellack-Platten gepresst wurden. Doch obwohl anscheinend mehr als 400 Aufnahmen veröffentlicht wurden, sind heute nur noch wenige in den Archiven zu finden. Eine davon ist das Lied Platz da, jetzt kommt Grete, das wahrscheinlich zuerst 1905 von der Firma Anker herausgegeben wurde.6) Wie sich einer Zensur-Akte des Polizei-Präsidiums Charlottenburg entnehmen lässt, wurde 1909 eine Aufführung dieses Lieds im Restaurationsbetrieb des Zoologischen Gartens nicht genehmigt.7) Der in der Akte abgeheftete Text ist mit dem Text der Tonaufnahme fast identisch, nur dass hier die Berliner Mundart deutlich gemildert ist:

Platz da, jetzt kommt Grete

Ich muss in Wochentagen
Bei meiner Arbeit mich
Abschinden nur und plagen,
Mich rackern fürchterlich.
In einer ewigen Rage
So fuhrwerk ich durch’s Haus
In meiner Haus-Kledage
Seh ich dann scheusslich aus!
Doch wenn der Sonntag kommt heran
Und ich zum Tanz will gehen,
Fein mach ich Toilette dann;
Dann solln Sie blos mal sehn!
Mein langes Schleppkleid macht sich gut,
Lackstiefel feinster Sorte
Dazu mein großer Federhut, –
Famos mit einem Worte.

Platz da, jetzt kommt Grete,
Die verdrehte, kleine Kröte,
Alle Männer hampeln, jampeln blos nach ihr!
Und so tret ich ohne Tadel
Wie’ne Gräfin aus dem Haus,
Jeder denkt, sie ist von Adel,
Und die Nachbarn rufen aus:
Platz da, jetzt kommt Grete,
Die verdrehte, kleine Kröte,
Alle Männer hampeln, jampeln blos nach ihr!

Ich hab zwar sonst nen Dalles,
Doch mach ich immerzu
Als Mädchen mir für Alles
So manchen Groschen Schmuh,
Weil ich an jeder Ware stets etwas profitir,
Denn alles Kleingeld spare
Ich auf den Sonntag mir!
Obs regnen dann, obs hageln mag,
Da mach ich mir nichts draus,
Ich fahr am Sonntag Nachmittag
Doch flott nach Treptow naus
Da stehn und warten schon auf mir
Verschiedene Verehrer,
Ein Musikant, eine Grenadier
Ein Kutscher und ein Lehrer.

Platz da, jetzt kommt Grete,
Die verdrehte, kleine Kröte,
Alle Männer hampeln, jampeln blos nach ihr!
Und so wirble ich am Arme
Aller Tänzer durch den Saal,
Krieg ich auch im Menschenschwarme
Püffe, Stöße ohne Zahl!
Platz da, jetzt kommt Grete,
Die verdrehte, kleine Kröte,
Alle Männer hampeln, jampeln blos nach ihr!

Doch mit dem äusseren Glanze
Wird’s bald bei mir sehr knapp;
Gewöhnlich tritt beim Tanze
Mir Karl die Schleppe ab.
Das feine Schmiegen, Wiegen
Er dreht mich rum wie dumm
Daß meine Haare fliegen
In der Nachbarschaft herum
Doch darum wird nicht lang gekohlt,
Ich, das wär schöner noch!
Wenn auch mein Zeug der Teufel holt
Getanzt wird darum doch!
Inzwischen aber kiebeln wir
Verschiedene Liquere,
Diverse Grogs, diverse Bier,
Dann singen die Tenöre.

Platz da, jetzt kommt Grete,
Die verdrehte, kleine Kröte,
Alle Männer hampeln, jampeln blos nach ihr!
Wenn die Brüder dann benebelt
Und des morgens so halb vier,
Bringt der ganze Schwarm nach Haus mich,
Und fidel dann singen wir:
Platz da, jetzt kommt Grete,
Die verdrehte, kleine Kröte,
Alle Männer hampeln, jampeln blos nach ihr!

Abbildung 2: Margarete Wiedecke

2.3. Im Kabarett

Claire Waldoff brachte schließlich den Witz der Hinterhöfe auf die Kabarettbühne, wo volkstümliche Couplets in Berliner Mundart bis dahin nicht üblich waren. Sie verband eingängige Melodien und volksliedhafte Intonation mit der Phrasierung und der Artikulation des Kabarett-Chansons. Ihr sozialer Anspruch mischte sich mit einem Humor, durch den sie über gesellschaftliche und lokale Grenzen hinaus populär wurde.

Claire Waldoff wurde 1884 im Ruhrgebiet als siebtes Kind einer Gastwirtsfamilie geboren und ist mit dem Varietébetrieb im Haus aufgewachsen.8) Zu ihrer Begeisterung für das Theater kam schon früh der Ehrgeiz sich weiterzubilden. Sie nahm Klavierstunden und besuchte die ersten Gymnasialkurse für Mädchen. Da sie sich ein Studium nicht leisten konnte, trat sie als Soubrette und Schauspielerin an kleinen Provinztheatern auf.

1906 ging sie nach Berlin, wo sie sich nach kleineren Rollen in Volksstücken beim Kabarett „Roland von Berlin“ bewarb. Dort entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Komponisten Walter Kollo, der auch als Pianist in der Hasenheide aufgetreten ist.9) Einem größeren Publikum wurde sie 1910 durch Auftritte im volkstümlichen Linden-Cabarett bekannt. Später folgten Engagements an verschiedenen Varieté-Theatern und beim neuen Massenmedium Rundfunk. Claire Waldoff avancierte zum Schallplattenstar und zum Berliner Original.

Dennoch bewahrte sich die Künstlerin eine gewisse Bodenständigkeit. Sie trat bei Konzerten für Arbeitslose auf und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen für Kinder. In ihren Memoiren schrieb sie: „Ich bin und bleibe halt eine Volkssängerin. Das ist meine Mission, und die nehme ich durchaus ernst. Sehen Sie: Wenn ich mich heute in großer Aufmachung auf die Bühne stellte und feingedrechselte Chansons sänge, dann würden […] vielleicht viele Leute sagen: ‚Die hat gut singen! Aber das Leben sieht anders aus!’ Ich will aber gerade vom Leben singen, vom Volke und für das Volk, von der Zeit und ihren Nöten“.10)

Claire Waldoffs Repertoire umfasste Berliner Lieder aller Art – von Volksliedern und Gassenhauern über Couplets bis zu Operettenschlagern. Sie hat nur wenige Lieder selbst geschrieben, wie z.B. Wer schmeißt denn da mit Lehm, das seinerseits zum Gassenhauer wurde. Aber viele Lieder wurden eigens für sie geschrieben. Sie vergab auch Aufträge und soll sich oft an der Arbeit beteiligt haben. Zu ihren Komponisten gehörten Ludwig Mendelssohn, Rudolf Nelson, Friedrich Hollaender, Hans May, Otto Stransky und Claus Clauberg.

Da Claire Waldoff mit ihren Liedern, ihren Auftritten in Hosen und ihrer lesbischen Beziehung nicht dem von den Nationalsozialisten propagierten Frauentyp entsprach, wurde sie 1933 für Rundfunk und Film gesperrt und bekam immer weniger Engagements. 1939 zog sie sich in ihr Haus in Bayrisch Gmain zurück. Ihre letzten Jahre waren durch Krankheit und materielle Not geprägt.

Anlässlich ihres 70. Geburtstags gewährte ihr der Westberliner Senat 1954 150 Mark Ehrensold monatlich. Sie starb 1957. In den 1980er Jahren wurde Claire Waldoff wiederentdeckt. Seitdem werden gelegentlich einige ihrer Lieder bei Abenden mit Liedern aus den 1920er Jahren aufgeführt und in einige kleine zeitgenössische Theaterprojekte aufgenommen. Dabei wird auch das folgende Lied gern ausgewählt. Der Text wurde von Julius Arendt verfasst und von Paul Strasser vertont:11)

Wegen Emil seine unanständ’ge Lust

Mein Emil der meckert mir so bregenklötrich an.
Mein Emil der hat keene Scham.
Mein Emil der sagt mir: „Du, ick bin doch nu dein
Mann und ick möchte von die Ehe ooch wat ham. Ick
möchte dir hübscher und niedlicher,
mit eenem Wort appetitlicher.
Dann würde ick mir viel mehr amüsiern.
Jeh zum Doktor“, sagt er, „lass dir operiern“.

Ick lass ma nich die Neese verpatzen
wegen Emil seine unanständje Lust.
Ick lass ma nich det Fett aus de Oberschenkel
kratzen wegen Emil seine unanständje Lust.
Wie ick bin hat ja der Emil schon immer
jewusst. Ja, da hätt er mir eben nich nehmen
jemusst. Ick lasse keenen Doktor ran an meine
Brust wegen Emil seine unanständje Lust.

Die Emma von Meiers jing bei Doktor
Veilchenfeld und ließ sich auf hübsch operiern.
Die dussliche Emma jab’m Veilchenfeld ihr Jeld
und nu glaubt se kann se jeden Mann verführn.
Man hat ihr vermanscht in de Charité. Se war
schon mies aber nu erst – nee!
Nu hat se’n Bauch wie’n Kerl
und’n Podex wie’n sechzehnjährjet Girl.

Ick lass ma nich die Neese verpatzen
wegen Emil seine unanständje Lust.
Ick lass ma nich det Fett aus de Oberschenkel
kratzen wegen Emil seine unanständje Lust.
Wie ick bin hat ja der Emil schon immer jewusst.
Da hätt er mir eben nich nehmen jemusst.
Ick lasse keenen Doktor ran an meine
Brust wegen Emil seine unanständje Lust.

Ick werd doch mein Leben nich bei so’nem Doktor jehn.
Ick hab’ für so ’n Blödsinn keen Jeld.
Ick denk nur immer nach und ick kannet nich verstehn,
det die Männer so’n vermanschtet Ding jefällt.
Aus Liebe ans Messer – da lach ick nur!
Ein richtja Mann sagt: „Ick will Natur“.
Und macht’a nich von selba hm tam tam,
hilft ihm ooch die neue Brust nich uff’n Damm.

Also ick lass ma nich die Neese verpatzen
wegen Emil seine unanständje Lust.
Ick lass ma nich det Fett aus de Oberschenkel
kratzen wegen Emil seine unanständje Lust.
Wie ick bin hat ja der Emil schon immer
jewusst. Ja, da hätt er mir eben nich nehmen
jemusst. Ick lasse keenen Doktor ran an meine
Brust wegen Emil seine unanständje Lust.

Abbildung 3: Claire Waldoff (Foto: Privatarchiv der Autorin Helga Bemmann)

3. Schlusswort

Die wenigen Beispiele zeigen bereits, dass umfassendere Untersuchungen der volkstümlichen Berliner Musik lohnenswert wären. Dass die Volksmusikforscher bisher wenig Interesse dafür gezeigt haben, mag daran liegen, dass es in Berlin keine weit zurückreichende Folklore gibt. Erst im 18. Jahrhundert, nachdem Berlin preußische Hauptstadt geworden war, hat sich eine vom Umland gesonderte, charakteristische Volkskultur herausgebildet, in die Elemente aus den Kulturen zahlreicher Einwanderergruppen einflossen. Es wäre ein interessantes Feld für die Musikethnologie, den Fragen nachzugehen, was in einer im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Hauptstädten jungen Stadt, die stets raschen gesellschaftlichen Wechseln unterworfen war, die Begriffe Tradition und kulturelle Identität bedeuten – und welche Rolle die Volkssängerinnen dabei spielen.


1) Die Angaben beziehen sich auf den derzeitigen Kenntnisstand. Umfangreichere systematische Nachforschungen wurden noch nicht durchgeführt.
2) Tergit 1931
3) Linsemann, Paul: Die Theaterstadt Berlin. 1897, S. 74, zit. Uebel 1985, S. 16
4) Das Geburtsjahr der Harfenjule und die Schreibweise des Namens Nordmann variieren in der Literatur. Sie sind hier angegeben wie auf dem Gedenkstein auf dem Luther-Friedhof in Berlin-Lankwitz.

5) Leimbach 1991
6) Krüger / Lotz, Bd. 5. Als Komponist ist Reinhold Ehrke angegeben.
7) Akte: LA APr.Br.Rep. 030-05 Nr.: 1634
8) Ihr Geburtsname war Clara Wortmann. Sie wählte später Claire Waldoff als Künstlernamen.
9) Pacher, S. 90
10) Waldoff, Claire: Weeste noch! Aus meinen Erinnerungen, Düsseldorf 1953, S. 107. Zitiert in:
Bemmann, Helga: Claire Waldoff. Wer schmeisst denn da mit Lehm?
11) Mitschrift des Textes der Aufnahme von der CD Claire Waldoff. Perlen der Kleinkunst. 48 Schellack Raritäten

Quellenverzeichnis

Literatur

Bemmann, Helga: Claire Waldoff. Wer schmeisst denn da mit Lehm?, Frankfurt am Main, Berlin 1994.
Krüger, Klaus und Lotz, Rainer E.: Discographie der deutschen Kleinkunst., Bd. 5., Bonn 1998.
Leimbach, Berthold (Hg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898-1945, Göttingen 1991.
Jansen, Wolfgang und Lorenzen, Rudolf : Possen, Piefke und Posaunen. Sommer-theater und Gartenkonzerte in Berlin, Berlin 1987.
Pacher, Maurus: Sehn Sie, das war Berlin. Weltstadt nach Noten. Berlin 2004.
Tergit, Gabriele: Käsebier erobert den Kurfürstendamm,. Berlin 2004 (Erstaufl. 1931).
Uebel, Lothar: Viel Vergnügen. Die Geschichte der Vergnügungsstätten rund um den Kreuzberg und die Hasenheide. Berlin 1985.
Uebel, Lothar: Die Neue Welt an der Hasenheide: Über hundert Jahre Vergnügen und Politik.
Ein Beispiel für den Erhalt historischer Bausubstanz im Rahmen der Stadtsanierung. Berlin 1994.

Abbildungen

Abbildung 1:
Ullstein-Verlag (Pomplun).
Abgedruckt in: Henseleit, Felix, Hrsg.: Berlin in Dur und Moll. Axel Springer Verlag AG, Ullstein GmbH, Berlin, 1970.

Abbildung 2:
Leimbach, Berthold (Hg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898-1945. Göttingen 1991.
Der Leimbach-Verlag existiert nicht mehr, und es konnte niemand gefunden werden, der einen Anspruch auf das Copyright nachweisen kann.

Abbildung 3:
Bemmann, Helga: Claire Waldoff. Wer schmeisst denn da mit Lehm?, Frankfurt am Main, Berlin 1994.

Liedtexte

Platz da, jetzt kommt Grete
Abschrift aus einer Akte des Polizei-Präsidiums Charlottenburg: Landesamt APr.
Br.Rep. 030-05 Nr.: 1634

Wegen Emil seine unanständ’ge Lust
Mitschrift des Texts der Aufnahme von der CD: Claire Waldoff. Perlen der Kleinkunst. 48 Schellack Raritäten. Membran Music Ltd.


Vom Hinterhof zum Kabarett. Berliner Volkssängerinnen.
Gabriele Berlin
in: Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerkes, Band 60.
Mille Tre Verlag 
Wien, 2011